Was passiert unter anderem in deinem System (Körper, Geist und Seele) im Zuge einer Nahtoderfahrung?
Wir wissen, dass die rechte Gehirnhälfte dem Gefühl zugeordnet ist und die linke Gehirnhälfte dem Verstand. Idealerweise kommunizieren die beiden Hälften miteinander und der wache, bewusste Mensch geht durch sein Leben aus einer gesunden Mischung von beiden Gehirnhälften, also vom Verstand und dem Gefühl.
Wenn in einer Situation der Tod immer näherkommt, beginnt das ganze System unter Hochdruck bzw. Panik zu arbeiten, um einen Weg zu finden zu überleben. Das geht im Gehirn so weit, dass die beiden Gehirnhälften die Kommunikation untereinander einstellen und jede Gehirnhälfte für sich – unabhängig von der anderen – nach Lösungen sucht. Welche Gehirnhälfte gibt als erster auf? Das Gefühl! „Na gut, dann war es das halt. Danke für alles.“ und lässt los. Der Verstand arbeitet weiter und sucht weiter nach Lösungen.
Jetzt ist es ja eine Nahtoderfahrung. Es geht also im letzten Moment gut und das System überlebt. Wer fühlt sich jetzt als Sieger? Wer hat bis zum Schluss nicht aufgegeben? Genau: Der Verstand! Und der übernimmt ab dem Zeitpunkt das Kommando! „Wegen mir haben wir überlebt! Du – du Gefühl – hast ja schon aufgegeben!“ Und ab diesem Zeitpunkt leben die Menschen im Verstand und das Gefühl hat kaum eine Chance. Die Menschen denken (wortwörtlich!) sie haben auch Gefühle, aber in Wahrheit sind sie oft nicht echt und nicht tief. Vieles ist arrangiert. Auch die Beziehungen. Die Beziehungen zum Partner. Die Beziehungen zu den Kindern. Die Beziehung zur Arbeit. Und so weiter. Ich will damit nicht behaupten, dass sie schlechte Partner sind oder schlechte Eltern. Aber es fehlt die Tiefe, die Echtheit. Die Tiefe gegenüber dem Anderem und vor allem gegenüber sich selber.
Jetzt haben sehr viele von uns Nahtoderfahrungen in der allerfrühsten Kindheit gemacht. Sehr großes Potential für Nahtoderfahrungen hat zum Beispiel die Geburt. Ich persönlich hatte meine Nahtoderfahrung bei der Geburt. Jetzt setzt sich der individuelle Weg von jedem von uns in den ersten drei prägenden Lebensjahren fort. Wenn wir Kinder sind, verwechseln wir Aufmerksamkeit und Liebe sehr leicht. Idealerweise bekommen wir als Kind durch mindestens eine nahe Bezugsperson (Mutter und/oder Vater) echte Liebe. Wenn wir die nicht bekommen, sind wir wahnsinnig kreativ, Mechanismen zu finden, wie wir den einzelnen Elternteil so weit bringen, dass wir seine Aufmerksamkeit haben. Der Klassiker ist das Schreien nach der Brust oder dem Fläschchen. Extremfall ist, den Elternteil so lange traktieren, bis er mir eine runterhaut. Denn, in dem Moment der Watsche habe ich die Aufmerksamkeit und somit seine Liebe. Und dazwischen gibt es eine unglaubliche Palette an Möglichkeiten in unserer individuellen Entwicklung. Ist ein Elternteil mit seinen Kindern und/oder der Partnerschaft überfordert, dann übernimmt das Kind (meistens der Erstgeborene) gerne die Verantwortung. Die Verantwortung für die Geschwister, aber durchaus auch für den Elternteil. Eigentlich eine nicht zumutbare Last für das Kind. Auch hier war ich direkt betroffen. Auch eine Möglichkeit ist, dass man mindestens einem Elternteil nacheifert, um zu gefallen. Mein Vater hat zum Beispiel am Wochenende gekocht. Wie habe ich ihm gefallen können? Genau, ich habe auch schon als Kind gekocht. Um einerseits die Anerkennung meines Vaters zu bekommen. Es ist aber auch so, dass ich als Kind ganz genau die Muster zwischen meinen Eltern beobachtet habe und bemerkt habe, dass meine Mutter meinen Vater anerkannt hatte, wenn er gekocht hat. Da war er wenigstens zu Hause und sie hatte ihre Aufmerksamkeit. Und diese Anerkennung wollte ich auch von meiner Mutter.
Und so hat hier jeder seine individuelle Geschichte. Jetzt entwickeln wir uns dann in einer Komponente zu zwei verschiedenen Typen. Zu einem Gefühlsmenschen oder zu einem Verstandsmenschen. Im Hintergrund immer unsere frühkindlich erlernten Muster und unsere Nahtoderfahrung. Aus mir wurde ein Gefühlsmensch. Schon als Kind angelegt und den Rest habe ich mir in den letzten Jahren hart erarbeitet. (Als Mann Gefühle zulassen!). Bei mir hatte es seine Facetten. Ich habe immer getan und getan. Für mich hatte alles eine Verbindlichkeit, die ich einzuhalten habe. Dann bekomme ich Aufmerksamkeit und Anerkennung und das ist dann Liebe! Eine Gratwanderung in allen Beziehungen. Zu Partnerinnen genauso, wie zu Kindern oder Arbeitgebern etc.
Aus anderen entwickeln sich nüchterne, rationelle Verstandsmenschen. Das ist ein Schutzmechanismus, das System will überleben. Jede Beziehung, jede Situation und jede mögliche zukünftige Entwicklung wird durchdacht und der Verstandsmensch arrangiert sich mit seinem Leben. Partnerschaften, Beziehungen zu Kindern oder zu Arbeitgebern. Alles ist rationell, praktisch und muss so sein. Eigentlich ist der Verstandsmensch durch das viele denken schon erschöpft, aber er definiert sich in seiner gelernten Liebe so und leistet und leistet. Er arrangiert sich mit jeder Beziehung. In der Tiefe seines Herzens weiß er natürlich, dass etwas fehlt. Aber solange der Verstandslevel hält, fühlt er sich zumindest safe.
Was dann – im Zusammenhang mit der Liebe – passieren kann, möchte ich anhand der schönsten Form der Liebe – das Treffen der Dualseelen – aufzeigen. Die Zusammenhänge gelten meiner Meinung nach allerdings für jede Liebesbeziehung und sind auch außerhalb von Dualseelen anwendbar.
Bei Dualseelen treffen ein Gefühlsmensch und ein Verstandsmensch aufeinander. Dieses Zusammentreffen ist absolut magisch. Da sind auf einmal Gefühle im System von jedem, da ist eine Tiefe und Echtheit da, das ist fast unbeschreiblich und magisch. (Ja, ich weiß, wovon ich schreibe, ich erlebe es).
Jetzt ist der Gefühlsmensch – obwohl er Gefühle kennt und zulässt – überwältigt davon. Die Kraft kann so groß sein, dass er trotz allem Erlebten, trotz allem Wissen und aller Erfahrungen ganz subtil wieder in seine erlernten Muster rutscht. Und selbst wenn sie ihn nicht bewusst sind, strahlt er sie aus. Er hat endlich diese eine wahre Liebe gefunden. Er spürt es! Er weiß es! Und er will es! Und dafür tut er alles. Noch dazu mit einer Verbindlichkeit und vollem Ehrgeiz. Jetzt ist das natürlich auch eine Qualität. Auf so einen Menschen kann man sich verlassen. Der gibt alles. Vielleicht sogar zu viel. Auch er kann an dem Punkt erschöpfen. Es kann ihm zu viel werden. Das eingestehen ist hart. Sich da zurücknehmen ist für den Gefühlsmensch die Königsdisziplin. Er muss Loslassen! Doch Achtung! Loslassen heißt nicht Loswerden, Aufgeben, Verlieren oder Hinnehmen. Loslassen heißt für den Gefühlsmensch er muss lernen zu Vertrauen. Lernen die Verantwortung zu übernehmen. Die Verantwortung für sich selbst! Für sein Innen und nur bedingt für sein Außen! Loslassen heißt zu lernen seiner Intuition zu vertrauen! Wenn es wirklich der/die Richtige ist, wenn du das intuitiv spürst, dann ist wird es gut! Den anderen so zu Akzeptieren wie er/sie ist! Er/sie ist eben anders und bei ihm/ihr wirken ganz andere Kräfte. Loslassen heißt im Jetzt leben! Beobachten was jetzt ist und dem Vertrauen. Dabei das Ego überwinden. Heißt, loslassen von: „Ich will! Ich will!“. Und Loslassen heißt: Locker sein. Das muss man lernen und am leichtesten lernt man nach oder durch Erfahrung. Wie ein Kind lernt, dass eine Herdplatte wirklich heiß ist, in dem es hin greift. In der Literatur etc. wird der Gefühlsmensch gerne als Loslasser bezeichnet. Er darf in der Dualseelenbeziehung lernen los-zu-lassen. Er muss es sogar lernen und es ist sein Beitrag, den er zu leisten hat. Jetzt bin ich Loslasser und Gefühlsmensch. Ich hatte meine Nahtoderfahrung bei der Geburt und ich habe als kleines Kind gelernt, Verantwortung zu übernehmen. In meinem Fall war es die Verantwortung über meine kleine Schwester. Eine meiner ersten „Frauen“ in meinem Leben. Was glaubt ihr, wie ich in zwei Ehen gelebt habe? Daraus habe ich natürlich viel gelernt und für mich mitgenommen. Und dann kommt die Eine! Es ist so überwältigend, es ist so magisch! Was glaubt ihr, in welches Messer bin ich gelaufen? Genau! Ich habe uns beide komplett überfordert. Jetzt bin ich Coach und weiß so manches zu dem Thema, aber sich selbst coachen? Schwierig und eigentlich unmöglich. Dank meines Netzwerkes an Kollegen und Kolleginnen (eigentlich herzensguten Freunden) habe und schau ich mir meine Themen genau an. Sie bei einem anderen zu sehen, ist die eine Sache, bei mir selbst lasse ich mir gerne helfen.
Dem gegenüber steht der Verstandsmensch oder auch als Gefühlsklärer bezeichnet. Hier nehme ich gerne ein sehr ausgeprägtes Beispiel. Stell dir vor, du hattest – zum Beispiel bei der Geburt – eine Nahtoderfahrung und hast einerseits sehr früh gelernt, wie du gefällst, aber auch wie du Verantwortung übernimmst. Du hast gesehen wie deine Eltern miteinander umgehen und denkst durch dieses Vorbild, so muss es sein. Auch du musstest vielleicht Verantwortung für andere Familienmitglieder übernehmen. Und auch du wolltest Vater und Mutter gefallen und hast damals gelernt, wie es bei ihnen funktioniert hat. Alles das tust du als Kopfmensch und wirst erwachsen. Du gehst Beziehungen ein und das Arrangement funktioniert immer eine Zeit lang. Jetzt bist du aber auch ein emphatischer Mensch und in der Tiefe kommen Signale: „Stimmt da wirklich alles für dich?“. Du bekommst Kinder und kniest dich voll in deine Rolle rein. Als Mann vielleicht voll in deine Arbeit und du gibst alles, damit es allen gut geht. Als Frau gibst du alles für deine Kinder, indem du alles für deine Kinder tust. Und Kinder sind da jeweils gnadenlos und spiegeln den jeweiligen Elternteil und sein Muster voll. Sie saugen dich aus. Beides hat Potenzial dabei auszubrennen, zu ermüden und vieles mehr. Jetzt weißt du in der Tiefe, dass da was nicht stimmt. Und der Verstand und das Gefühl nähern sich – arrangiert – an. Jetzt triffst du als Verstandsmensch/als Kopfmensch/als Gefühlsklärer dein Dual. Die Gefühle überwältigen dich. Diese Magie. Diese Gefühle! DIESE GEFÜHLE! Da kann der Punkt kommen – geprägt durch die Nahtoderfahrung – wo echte Panik im System des Gefühlsklärer ausbricht. Der Vorwurf seines Verstandes: „Wegen mir haben wir damals überlebt! Du hattest ja schon aufgegeben! Und jetzt sollen wir den Gefühlen vertrauen, sie annehmen und lieben? NEIN! Sicher nicht!“. Das kann sogar das Gefühl einer lebensbedrohlichen Situation für den Kopfmenschen ergeben. Angst, dabei drauf zu gehen. Und was soll er dann tun? Was kann er tun? Er ergibt sich wieder dem Verstand und zieht sich in den sicheren Hafen seines Arrangement – seiner bereits bestehenden Welt – zurück. Lieber den Loslasser enttäuschen – fällt ihm nicht leicht – als draufgehen. Und dann kann seine Arbeit beginnen. Warum kann? Sich externe Hilfe zu nehmen und sich helfen zu lassen, Gefühle auf allen Ebenen und in allen Beziehungen zu erreichen, ist ja gleichzeitig das Gefahrenmoment. Es nicht zu tun ist zumindest safe! Und somit bequem.
Und so gibt es viel Literatur und viele Coaches, die sich diesem Thema widmen. Die Hauptklientel ist der Loslasser, der ist eher bereit sich seine Themen anzusehen. Und zum überwiegenden Prozentsatz sind Loslasser Frauen. Insgesamt ein großer Markt. Ein großer Büchermarkt und ein großer Coachingmarkt.
Ich weiß, dass beide Teile etwas tun müssen und tun können. In Wahrheit ist jeder Teil hier selbst-verantwortlich und darf selbst-bestimmt handeln. Es geht um seine individuellen Themen. Und es geht um sein Leben. Um seine Gefühle! Das hat eigentlich gar nichts mit dem anderen zu tun. Dann ist das Leben in einer glücklichen Beziehung – mit seinem Dual – eigentlich ein „Abfallprodukt“.
Ich persönlich stimme nicht ganz mit der – zumeist in der Literatur – beschriebenen Vorgangsweise des Aussitzens zu. Natürlich kann das auch funktionieren und wird durchaus auch funktionieren. Das heißt nicht, dass nicht alles eine Zeit braucht. Ich habe es in jedem Fall selbst in der Hand, wie viel Zeit. Heißt zum Beispiel der Gefühlsklärer erkennt irgendwann – irgendwann ist sein Leidensdruck groß genug -, dass er sich doch seinen Gefühlen öffnen muss. Und dann geht er den einen oder anderen Weg. Den muss er selbst gehen und auch hier gibt verschiedene Wege des Coachings. Der Loslasser hat es in der Hand, los-zu-lassen. Für mich sind es aber durchaus überschneidende Prozesse. Vielleicht passt es sogar, sich die Themen jeweils gemeinsam anzusehen und hier miteinander zu forschen und zu wachsen? Kann sein, muss nicht sein.
Ich weiß aber auch, dass es nur eine Entscheidung ist. Wenn ich merke – ganz gleich ob als Gefühlsmensch/Loslasser oder als Verstandsmensch/Gefühlsklärer -, dass da ein Thema ist, dann ist es „nur“ eine Entscheidung etwas zu tun. Es ist doch auch so, dass, wenn ich Hunger habe – Hunger ist ein Gefühl – ich Essen werde. Das sagt mir doch der Verstand! Oder?
Auch bei der Liebe ist es eine Entscheidung mich ihr zu öffnen und insgesamt in Liebe zu leben.
P.S.: Zu den Nahtoderfahrungen gibt es eine ganz simple Methode herauszufinden, ob du bereits eine hattest. Vielen Meschen sind ihre Nahtoderfahrungen gar nicht bewusst, da sie unter Umständen im Mutterleib, bei der Geburt oder in der frühsten Kindheit waren.
Gerne können wir diese und weitere Fragen bei einem Schnuppercoaching klären.